Wettkampf um „das stärkste Bier der Welt“
Für viele Bierfans ist die Starkbier-Saison die wichtigste Zeit des Jahres. Doch jenseits der feuchtfröhlichen Starkbier-Feste gibt es Sude mit dem Alkoholgehalt von Spirituosen. In einem spannenden Wettkampf um „das stärkste Bier der Welt“, steht bislang ein Franke auf dem Podest.
Mit der kalten Jahreszeit beginnt auch wieder die Zeit kräftiger Malzsäfte. Ihre Herstellung unterliegt sehr alten Traditionen. Legenden zufolge erfanden einst trinkfreudige Mönche die würzigen Power-Trunks, die bis heute erkennbar sind an ihren Namen. Das geht vom Salvator über den Anniversator, bis hin zum Maximator, um nur einige Beispiele zu nennen. Bei diesen Malzbomben handelt es sich meist um Bockbiere, die gehaltvoller als Helles, Pils & Co. sind und mit ihrem Alkoholreichtum auch eine wärmende Funktion einnehmen.
Wer führt im Rennen um das stärkste Bier der Welt?
In der internationalen Bierwelt gibt es aber auch noch Sude, die Alkoholwerte präsentieren, bei denen es jeden Bierkutscher aus den Schuhen haut. Als Musterbeispiel dafür gilt der honigsüße „Schorschbock 57“ von Schorschbräu aus Franken. Er bringt stolze 57 Prozent an den Gaumen und ist somit derzeit das stärkste Bier der Welt. Wie das Produktionstechnisch geht? Dabei werden dem Bier durch spezielle Einfrierungsprozesse wasserhaltige Kristalle entzogen. Übrig bleibt eine hochprozentige, fast ölige Essenz mit biertypischen Aromen. Häufig kam bei Bierkonsumenten die Frage auf, ob das denn überhaupt noch Bier sei? Georg Tscheuschner, Chef und Braumeister von Schorschbräu, hat die Antwort: „Es geht um eine Erweiterung unseres Verständnisses von Bier“. Der Franke spezialisierte sich auf hocharomatische Alkoholbomben, die alle dem deutschen Reinheitsgebot folgen.
Tscheuschners erstes Extrembier hatte einst noch 31 Prozent. Doch dann bekam der Braumeister Konkurrenz und es begann einer der spannendsten Wettbewerbe, den die Bierszene bislang erlebte. Die schottische Brauerei „Brewdog“ legte einen Sud mit 32 Prozent Alkohol vor und nannte diesen „Tactical Nuclear Penguin“. Schorschbräu braute als Antwort darauf ein Bier mit 40 Umdrehungen. Die Highlander konterten mit „Sink the Bismarck“, ein 41-prozentiges India Pale Ale. Damit wollten die Schotten an das deutsche Kriegsschiff erinnern, das einst vor ihrer Küste abgeschossen wurde und unterging. Tscheuschner gab sich im fränkisch-schottischen „Bierkrieg“ aber noch lange nicht geschlagen. Sein nächster Bock schaffte es auf 43 Prozent. Daraufhin übertrumpfte Brewdog prompt mit ihrem 55-prozentigen „End of History“. Damit sollte der Kampf um das stärkste Bier der Welt eigentlich beendet sein. Doch dann kam das „Schorschbräu 57“ in den Markt und sprengte alle bisherigen Grenzen. Tscheuschner gilt seither als unbestrittener Weltmeister.
Beimischen von Alkohol: Kleine Schwindelei oder Kreativität?
Auch andere internationale Brauer versuchten die fränkische Kultbrauerei zu überbieten. Allerdings fanden Forscher bei Analysen heraus, dass beispielsweise bei „Snake Venom“ von Brewmeister aus Schottland, das satte 67,5 Prozent vorlegte, mit Reinalkohol vermischt wurde. Auch bei Versuchen aus Belgien kam man hinter kleine Schwindeleien. Die belgische Brouwerij `t Koelschip rührte in ihr 70-prozentiges „Mystery Beer“ angeblich hausdestillierten Rohwhisky. Die Ideenschublade scheint riesig. Was sich Brauer rund um den Globus künftig noch einfallen lassen, um den Titel des stärksten Bieres zu erhalten, bleibt weiterhin spannend. Vorerst kann sich Georg Tscheuschner auf seinen Lorbeeren erst mal ausruhen.
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